Vorstandswahl: Micha tritt an
- Peter Schön
- vor 1 Tag
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Am 09.04.2025 findet ab 18:00 Uhr im Saal des Stadions der Freundschaft unsere jährliche Mitgliederversammlung statt. Dabei stellt sich Michael Wick zur Wahl als Vorstand des FC Blau-Weiß Leipzig. In einem kurzen Interview haben wir über seine Ziele für die nächsten zwei Jahre gesprochen.

Micha an der Geschäftsstelle
Frage: Micha, du kandidierst für den Vorstand des FC Blau-Weiß Leipzig. Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich lebe seit 2009 in Leipzig. Zu Blau-Weiß kam ich 2015 durch meine zwei Jungs. Der Große hat von der F- bis zur B-Jugend hier gespielt, musste dann leider wechseln – aufgrund fehlender Trainer und einer nicht vorhandenen B-Jugend. Er engagiert sich aber weiterhin im Verein – mittlerweile seit fast vier Jahren als Trainer der aktuellen U13.
Der Kurze kickt glücklich in der U15. Ich selbst war mehrere Jahre als Koordinator im Kleinfeldbereich aktiv und bin seit 2022 als Bereichsleiter Grundlagen tätig. Darüber hinaus habe ich als Trainer im Kleinfeldbereich von den Bambini bis zur U13 alles durchgecoacht und engagiere mich seit knapp zwei Jahren in der U14/U15w, um auch den Mädchen- und Frauenfußball bei uns weiter voranzubringen.
Meine Frau war übrigens eines der Urgesteine und Gründungsmitglieder unserer heutigen Frauenmannschaft. Außer dem Hund sind bei uns also alle irgendwie blau-weiß.
Frage: Was sind deine wichtigsten Ziele, falls du in den Vorstand gewählt wirst?
Meine Ziele klingen recht einfach – sind es aber nicht, denn ihr Erreichen setzt voraus, dass man auch Kritik aushalten kann. Im sportlichen Miteinander sollten wir Trainer und Übungsleiter deutlich mehr Wert auf Aus- und Weiterbildung legen. Nur weil ich mir super schnell und perfekt die Schuhe schnüren kann, heißt das nicht, dass ich es auch einem Kleinkind beibringen kann. Dafür braucht es fachliche Methodik – und zwar nicht die von vor 20 oder 30 Jahren, wie wir sie alle aus dem Fernsehen kennen.
Der Fußball und seine Ausbildung haben sich rasant weiterentwickelt. Die entscheidende Frage lautet: Wann bringe ich welchem Kind was und wie bei – unter welchen Bedingungen, ohne es zu unter- oder überfordern? Nur so können wir es langfristig, idealerweise bis zur A-Jugend, im Verein halten. Es wird immer Ausreißer nach unten und oben geben. Was aber zählt, ist der breite Durchschnitt. Und dafür reicht es nicht, ein paar Übungen aus dem Internet zu ziehen.
Wie man überdurchschnittliche Spieler im Großfeldbereich gezielt fördert, hält und in den Herrenbereich überführt, darüber können wir reden, wenn die Infrastruktur – und damit auch die Quantität und Kontinuität in der Trainerschaft – stimmt. Im Moment können und sollten wir vor allem eines: die Qualität fördern.
Im sozialen Miteinander möchte ich das, was ich aus meiner Jugend kenne, auf unseren Verein übertragen. Die Großstadt bringt durch die hohe Bevölkerungszahl natürlich mehr Mitglieder und sportliches Potenzial mit sich – dafür aber auch mehr Anonymität.
Ich möchte nicht, dass Eltern uns als Dienstleister sehen, die ihre Kinder sportlich und sozial fördern. Dass sie davon ausgehen, nur ihr Kind sei Mitglied – weil sie den Beitrag zahlen – und sie selbst damit nichts zu tun haben. Ich wünsche mir, dass sie sich selbst als Teil des Vereins begreifen. Dass sie erkennen, dass sie gemeinsam mit den bereits aktiven Mitgliedern dazu beitragen können, unseren Verein weiterzuentwickeln.
Es soll wieder eine positive Spirale entstehen – denn die Spirale der Verdrossenheit und Negativität in unserer Gesellschaft ist bereits groß genug.
Frage: Was motiviert dich persönlich, in den Vorstand zu gehen?
Meine Motivation ist der Verein – der für mich wie eine zweite Familie ist. Und wie jede Familie ist er mal anstrengend und nervtötend, aber auch schön und bereichernd. Wie in jeder Familie ist man immer Teil der Entwicklung und des Ergebnisses – egal, ob man sich im Deckungsschatten versteckt oder aktiv daraus hervortritt und den Ball fordert.
Und sind wir doch mal ehrlich: Wenn man sich Maslows Bedürfnispyramide anschaut – wo kann man sich heute noch aktiv einbringen und damit selbst verwirklichen? Kleine Unternehmen und Selbstständige mal ausgenommen.
Langfristig betrachtet sehe ich in der fortschreitenden Digitalisierung auch eine echte Herausforderung für Vereine wie unseren. Es besteht immer weniger Notwendigkeit, mit anderen Menschen direkt in Kontakt zu treten. Das soziale Miteinander reicht heute vielleicht noch – aber in den kommenden Generationen wird es zunehmend abnehmen. Ein Blick in die Öffis, an die Haltestellen oder in Fitnessstudios genügt.
Doch genau in dieser Krise liegt auch eine riesige Chance für viele Menschen. Ich habe das für mich erkannt – und ich werde sie nutzen.